Kleckern und Kritzeln

Deine Seele will
kleckern und kritzeln!

Es muss nicht jedes Gefühl
rosarot
oder tief
ozeanblau
sein.

Du darfst
mitsamt deiner Seele
und mit allen Sehnsüchten
(den offensichtlichen, und
den verdrängten)
und mit allen
Zweifeln
und mit dem Fünkchen
Hoffnung

einfach
du
sein

dein Leben
gestalten
bunt bemalen
schwarz weiß schattieren
kleckern und kritzeln

Gib deine Seele
frei.

Vergnügungen

  • warme Wollsocken
  • ein Dachschrägenfenster, das nur den Himmel zeigt
  • mein Tattoo auf dem Unterarm (auch wenn es nicht für immer ist)
  • rote Lippen
  • Zartbitter-Walnuss- und Mandelaufstrich
  • Stille
  • graue Spitzenunterwäsche (und die Erkenntnis, dass das kein Widerspruch ist)
  • bunte Bilder, dicke Buchstaben und verheißungsvoll weißes Papier
  • kalte Wasserspritzer
  • Traumfetzen, die nach Frühling schmecken

Sonnenlichtstrassen

Die Sonnenstrahlen
sind
immer da
aber nicht immer
sichtbar

nur in diesen
magischen Momenten
in denen
Licht
sich bricht

an einem Berg
einer Wolke
einem Baum

werden sie
gebrochen
gebündelt
sichtbar.

Sonnenlichtstraßen
sind
Schlüssellöcher
in die Ewigkeit

die oft nur
für einen kurzen
Moment
die Kraft
die Wärme
die Schönheit
der Sonne erahnen lassen.

Sonnenlichtstraßen
sind glühende
Zauberstäbe
die einen kleinen Lavastrom
auslösen

vom grübelnden Gehirn
in schlagende Herz
und dort
für eine Verwirbelung
sorgen
die Funken schlägt
vielleicht
ein neues Feuer
entfacht.

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[Sizilien, Mai 2017]

Warum//hübsch//Moment?

Der Moment
beschwert sich heute.
Er will nicht
hübsch
oder süß
oder nett
sein.
Warum nehmen mich
die Menschen
nicht für
voll?
fragt er seine
Freundin,
die Zeit.

Ich will lieber
tief
intensiv
ausfüllend
ansteckend
unvergessen
einzigartig
sein
sagt er zur Zeit.

Die Zeit antwortet
ihm:
Mein lieber Moment,
es liegt
nicht an
dir.

Die Menschen
hasten zu sehr
schauen dir
gar nicht
in die Augen
erkennen nicht,
dass du
mehr als
hübsch
bist
weil sie immer mich
im Auge haben.

Dabei ist mein Reiz
nur dunkel
und schwer.
Ich bin
die Nachteule
beständig da
aber langweilig
und bisweilen düster.

Du aber
mein lieber Freund
bist bunt
und vielseitig
und innig
und außergewöhnlich.
Ich würde so gerne
mit dir tauschen.
Moment gegen Zeit.

 

 

 

Einsteigen, bitte.

Einsteigen, bitte. Die Hängemattenreise beginnt.
Wo geht’s hin? In die Weite. In die weite Ferne.

Mach die Augen zu.
Höre auf den Wind. Heute macht er der großen Eiche den Hof. Selig von seinen Schmeicheleien wiegt sie sich hin und her.
Hör die Möwen rufen. Der neuste Möwen-Klatsch & Tratsch verbreitet sich in Windeseile. Das klingt alles eintönig – die Melodie aber ist einzigartig.
Lehn dich zurück. Spüre deine Glieder. Der schwere Po, der tiefste Punkt. Der Rücken, rund gemacht. Jede Bewegung von Armen und Beinen schlägt Wellen, zieht neue Bewegungen nach sich. Und in allem umschlossen, geborgen: in der Hängematte.
Öffne den Mund. Fang einen Regentropfen mit der Zunge auf. Oder war es der Morgentau?
Öffne die Augen. Himmel, so weit das Auge reicht. Wolken. Sonnenlicht.
Und beständiger Wandel.

[Hastings, England, August 2015]

haengematte