Graurosarot trächtige Wolken

Wolken, die trächtig sind vor Liebe.
Weihnachtswolken.
Wolken über den Dächern
und den Kreuzen
von Jerusalem.

Wolken, graurosarot.
Farbe, die durch das Dunkel bricht
die leuchtet,
wenngleich Nacht wird.

Wolken, die die Widersprüche
des Seins
zum Schweigen bringen.
Die sagen „Psst“ –
es wird dunkel
und es regnet
und der Himmel
hängt schwer.

Aber die Schönheit
des Lebens
das graue Abendrot
bringt auch an diesem
Dezemberabend
eine mächtig zarte
Vorahnung
der liebenden Unendlichkeit.

 

[Jerusalem, Dezember 2016]

 

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Einsteigen, bitte.

Einsteigen, bitte. Die Hängemattenreise beginnt.
Wo geht’s hin? In die Weite. In die weite Ferne.

Mach die Augen zu.
Höre auf den Wind. Heute macht er der großen Eiche den Hof. Selig von seinen Schmeicheleien wiegt sie sich hin und her.
Hör die Möwen rufen. Der neuste Möwen-Klatsch & Tratsch verbreitet sich in Windeseile. Das klingt alles eintönig – die Melodie aber ist einzigartig.
Lehn dich zurück. Spüre deine Glieder. Der schwere Po, der tiefste Punkt. Der Rücken, rund gemacht. Jede Bewegung von Armen und Beinen schlägt Wellen, zieht neue Bewegungen nach sich. Und in allem umschlossen, geborgen: in der Hängematte.
Öffne den Mund. Fang einen Regentropfen mit der Zunge auf. Oder war es der Morgentau?
Öffne die Augen. Himmel, so weit das Auge reicht. Wolken. Sonnenlicht.
Und beständiger Wandel.

[Hastings, England, August 2015]

haengematte